Die letzten Osterferien gehen heute zu Ende. Jedenfalls in den Bundesländern, aus denen die meisten unserer Gäste kommen. Der Strand ist um halb 10 noch leergefegt. Und so wird es auch die nächsten Wochen bleiben. Es war ein munteres, gut besuchtes Osterfest in diesem Jahr auf Usedom.
Doch das war nicht immer so. Ich erinnere mich an Ostersonntage in meiner Kindheit, an denen ich mit einem Zweig bewaffnet durch die stillen Straßen Ahlbecks lief, um bei den Verwandten Naschereien zu suchen. Der Startschuss für die Saison fiel mit dem Beginn der Sommerferien. Die waren immer 8 Wochen lang, über den Juli und den August. Am 1. September begann das neue Schuljahr, und mit ihm kehrte die Ruhe auf die Insel zurück. Zwei Monate Hauptsaison. Zwei Monate, in denen wir aus dem Schlafzimmer auszogen, um es unterzuvermieten. So wurde es überall auf der Insel gemacht. Jede Kammer, selbst die Waschküchen wurden untervermietet. Ferienplätze auf Usedom waren, wie überall an der Ostsee, heiss begehrt. Die Menschen reisten an, egal ob der Arm gebrochen oder die Nase verstopft war. Wer nicht kam, hatte seinen Ferienplatz verloren. Und das nicht nur für dieses eine Mal, sondern auch für die Zukunft.
Abseits der Ferien traf man nur Einheimische und Kurgäste. Doch es war eine andere Ruhe als in den wenig besuchten Zeiten heute. Denn dort, wo sich jetzt Ferienwohnung an Ferienwohnung, Hotel an Hotel reiht, haben wir damals gewohnt. Überall in den Seebädern, auch an den Promenaden und in den Seitenstraßen. Viele sind über die Jahre ins Hinterland oder an die Ortsränder gezogen. Entweder blieb ihnen keine Wahl, weil die Häuser verkauft wurden und Ferienwohnungen entstanden. Oder sie konnten es sich einfach nicht mehr leisten. Wohnen in den Seebädern ist teuer. Nicht nur die Mieten. Hier kostet selbst ein Glas Marmelade im Supermarkt 20 Cent mehr als abseits der Touristenzentren. Und wo im Sommer rege Betriebsamkeit herrscht, sieht es gerade vor Weihnachten traurig aus. Tausende dunkle Fenster. Die Lichter fehlen, die diese Zeit so schön machen könnten. Die Gemeinden versuchen hier und da mit Weihnachtsbeleuchtung entgegen zu wirken. Doch dies meist nur da, wo an den Feiertagen die Gäste wieder flanieren gehen. Der Kommerz hat schon vor vielen Jahren das Ruder auf der Insel übernommen. Die mahnenden Stimmen, kein zweites Sylt entstehen zu lassen, sind da. Doch sie ändern nichts am Kurs. Ja, wir leben vom Tourismus. Und ja, es war noch nie anders. Doch wir dürfen deswegen nicht unsere Identität und unser Zuhause verlieren. Denn was ist Usedom ohne seine Einwohner, ohne die wenigen letzten Fischer, ohne die Frau hinter dem Tresen, die sich noch an den gedeckten Apfelkuchen von Irmi Blunk erinnert, ohne die Kutschkes, die damals wie heute die Promenade füllen, wenn sie ihre Konzerte geben. Vielleicht wäre die Insel nicht weniger schön, doch sie hätte weniger Seele.
Macht Euch auf die Suche nach den Usedomern! Kommt ins Gespräch mit ihnen! Besucht die Lesungen und Ortsspaziergänge von Elke Pupke, die mit ihren Usedom-Krimis ein Stück Inselseele am Leben erhält. Kommt uns im inselverliebt Laden besuchen und sprecht mit Kerstin oder mir. Vielleicht schaffen wir es ja, Euch die Insel so fühlen zu lassen, wie sie einmal war. Übrigens überlegen wir gerade, ob Ihr Lust auf einen Podcast mit uns beiden habt. Wir merken immer wieder bei unseren Gesprächen in der inselverliebt Manufaktur, wie viel wir zu erzählen haben. Warum es nicht tun, bevor es irgendwann verloren geht. Was meint Ihr?
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Hallo Claudia,
das sind wahre Worte. Meine Familie und ich sind schon sehr lange Gäste im Urlaub auf Eurer schönen Insel.
Wenn ich vor Ort bin gehe ich gerne in den Geschäften auf der Insel einkaufen. Ich freue mich über jedes Gespräch welches ich mit den Insulanern führen kann. Ihr seid alle so nett und freundlich.
Ich verstehe den Unmut sehr gut. Es würde mir an eurer Stelle genau so gehen. Bei meinem letzten Besuch im März diesen Jahres ist es mir auch aufgefallen, wenig Menschen in den Straßen, viele Geschäfte sind verschwunden und eine unwirkliche Ruhe in den Kaiserbädern.
Ich habe übrigens bisher alle Ostsee Krimis von Elke Pupke. Ich liebe sie. Bei Euch in der Manufaktur und im Laden habe ich auch schon schöne Gespräche geführt, es ist so als wenn man zu Freunden kommt. Einfach herzlich, ehrlich und schön.
Ich würde mich sehr über einen Podcast freuen.
Liebe Grüße aus Ostfriesland von Angelika Richter
Der Mensch zerstört sich selbst das, was er angeblich so liebt. So auch die Urlaubsorte, denn alles muss immer noch teurer und noch einzigartiger sein. Das Wohlfühlgefühl, was man im Urlaub braucht um sich vom Alltagsstress zu erholen, wird dabei in den Hintergrund gedrängt 🤨 Der Urlaubsort als Prestigeobjekt? Ist das noch gemütlich, wenn überall nur Hotels und Restaurants stehen? Und kann man dort ruhigen Gewissens Urlaub machen, wenn man weiß, dass dafür Einheimische ihre Heimat verlassen mussten? –
Grossartige Idee das mit dem Podcast! Hoffe, ihr setzt das um!
Ganz liebe Grüße an Claudia und das Inselverliebt-Team, an den Schurkenund an die schönste Insel des Universums ❤
Ein neuer Podcast mit Insulanern wäre toll. Wir haben alle vorherigen gehört und vermissen die „leibhaftig“ Inselgeschichten und deine Stimme. Wir haben dir immer gerne zugehört, das verkürzte uns die Zeit bis zum Wiedersehen. Liebe Grüße, Romy und Jens aus Belgern/Nordsachsen
Liebe Claudia,
Ein Podcast wäre schön . Vor einigen Jahren hast Du gelegentlich Podcasts gemacht , die habe ich sehr gern gehört.
Liebe Grüße aus Hannover
Irene 🫶
Liebe Claudia, danke für deine schönen und auch melancholischen Gedanken. Ich selbst kenne die Insel seit 1990, bin hier, leider, nicht aufgewachsen, habe aber Wurzeln hier. So fühle ich mich, ohne Usedomerin zu sein, hier „heimatlich“ und würde es gern irgendwann sein.
Die Insel hat sich verändert, das spüre ich auch. Umso mehr liebe und bewundere ich unternehmen und Menschen wie euch, die die Insel und ihren Geist erhalten und diesen immer wieder benennen und ihm ein Gesicht geben. Und so wird es hoffentlich noch lange bleiben, denn der Wandel, der diese Zeiten in jedem Winkel der Welt prägt, macht auch vor unserem geliebten Eiland nicht Halt. Und so seid ihr ein besonderer Teil dieser Zeit, der Heimat und Geborgenheit vermittelt.
💙
Eure Miriam aus dem Vordertaunus und Fan seit langer Zeit 💙
Liebe Claudia,
vielen Dank für die liebevollen Gedanken über unser aller Lieblingsinsel .Ich kann dich gut verstehen . Man sagt ja auch die Menge macht das Gift. Ich war noch nie in der Hauptsaison auf der Insel und kann deshalb nicht wirklich mitreden . Aber selbst im Frühjahr und im Herbst ist ganz schön was los . Ich freue mich immer wenn wir uns auf der Insel über den Weg laufen . Es gibt immer etwas zu erzählen und so würde mich über einen Podcast freuen .
Ganz liebe Grüße aus Nordhessen von G@by 🍀🤗💚
Podcast finde ich super da man durch Augenzeugenberichte einen unverfälschten Eindruck bekommt.
Das ist eine echt tolle Geschichte die ich hier lese…ja Usedom hat sich und die Menschen verändert…Besuche diese Insel seit 2002 immer wieder und finde sie trotz aller Veränderung schön.
Ich liebe den Strand von Kölpinsee…den Streckelsberg und bummel gern duch die Ostseebäder…und..geniesse die Fischbrötchen.
Hallo, ihr Lieben Insulaner
Wir hatten während eines Spaziergangs am Strand mal ein langes Gespräch mit Gespräch mit einem Insulaner. Der erzählte uns genau das gleiche. Leider hatte die Treuhand nach der Wende viele kommunale Wohnungen an gut betuchte Käufer verkauft, die dann die Mieter vor die Tür setzten und Ferienwohnung draus machten.
Sicher möchte jeder gerne am Meer Urlaub machen, nur die Entwicklung der Preise macht es fast unmöglich.
Es wäre gut wenn die Kommune dem Neubau endlich Einhalt gebieten und das urige der Insel erhalten bleibt.
Die Romane von Elke Pupke sind wie ein kleiner Urlaub und eine lustige spannende Zeitreise auf die Insel.
Bleibt wie ihr seid, Grüsse aus Leipzig
Andrea Steffek
Liebe Claudia, wie recht Du mit Deinen Zeilen hast. Auch mir fällt es immer wieder auf, das aus leerstehenden Häusern Ferienwohnungen werden, anstatt sie für die Inselbewohner zu sanieren. Ich möchte kein zweites Sylt. Usedom soll für die Einheimischen bezahlbar bleiben und auch der Urlauber mit kleinem Geldbeutel soll eine Unterkunft finden. Liebe Grüße Andrea aus Leipzig
Hallo liebe Claudia, das hast du gut geschrieben. Danke für die Zeilen. Ich komme immer wieder gerne zu euch in den Laden nach Bansin. Kann mich noch gutan letztes Jahr erinnern, da war ich bestimmt eine Stunde da und hab mich gut mit Kerstin unterhalten. Wenn alles klappt, komme ich Anfang September wieder 😊.
Macht doch bitte den Podcast, würde mich sehr freuen. Vermisse sie irgendwie. Hab noch nicht mal die anderen alle gehört 🙈.
Lässt es euch gut gehen, bleibt gesund und behütet. Liebe Grüße von Ute aus der Nähe von Dresden 🙋♀️
Liebe Claudia, auch ich liebe die Insel und für mich ist jeder Urlaub inzwischen wie nach Hause kommen und wenn es nur ein längeres Wochenende ist. Die Zeiten der Hauptsaison versuche ich zu vermeiden, aber gerne lasse ich ein Fenster vor Weihnachten leuchten. Ich würde mich auch über ein Inselpostcast freuen.
Liebe Grüße aus Berlin, Petra
Liebe Claudia, ein neuer Podcast wäre schön. Ich habe mir in der App alle angehört und die Geschichten über die Insel und die Einwohner waren immer sehr interessant und informativ.
Guten Morgen Claudia,
ich war und bin – jetzt gerade wieder- ein ganz großer Fan von Deinen Insel- Sturmzeitgeschichten. Ich liebe und bewundere Deine Art zu schreiben… authentisch, kritisch, voller Liebe zu Deiner Heimat, einfach wunderbar…
Beim Lesen entstehen Bilder und Geschichten…
Über einen Podcast mit euch würde ich mich sehr freuen 👍.
Usedom ist einfach wunderbar!!!!
Bis bald , im Juli genießen wir wieder live.☀️☀️
Das macht schon sehr nachdenklich 😔, selbst wir „Touristen „vermeiden schon lange die HauptSaison und fragen uns wie man in dem ganzen gewesen an Menschen sein normales Leben/Alltag meistert
Hatten mal die inselsafari gebucht und ein ganz anderes usedom gesehen, beeindruckend und wunderschön
Hallo Claudia
Vielen Dank für die immer wieder schönen Fotos und Geschichten von Usedom .Ich war das erste Mal auf Usedom bevor ich eingeschult wurde und zwar auch in Bansin in einem kleinen Haus, ich glaube in der Nähe des jetzige Seeeparks. Wir hatten ein kleines Zimmer natürlich ohne Bad und dieToilette im Hof. Verköstigt wurden wir an der Promenade , wo jetzt das große Hotel steht. Es war alles so spannend und schön, das es mich warscheinlich zum Ostseefan gemacht hat. Wir konnten nicht jedes Jahr fahren, waren aber dann auch mit den Kindern wieder in Bansin. Jetzt fahren wir seit 2006 wenn möglich 2 mal im Jahr. Für mich ist das wie ein nach Hause kommen , weil ich am Meer loslassen ,mich entspannen und erholen kann. Allerdings kann ich die Einheimischen gut verstehen, es gibt nicht nur nette Gäste. Für mich allerdings an so einem schönen Ort nicht nachvollziehbar. Macht bitte weiter so. Liebe Grüße aus dem Erzgebirge
Evelyn und Thomas
Hallo Claudia,
wie schön diese Geschichte von dir zu lesen.
Einen oder lieber mehrere neue Podcast von euch wären zauberhaft. Ich warte schon lange darauf. Durch dich habe ich überhaupt erst Poscasts für mich entdeckt.
Ganz liebe Grüße auf die Insel