Sturmzeitmomente (eine Buchempfehlung)

Es ist wieder soweit. Der Wind hat auf Nord gedreht und die Ostsee treibt schäumende Wellen Richtung Düne. Kein Frühlingswetter, eher eine Erinnerung an Herbsttage, die jetzt niemand mehr will. Doch es ist April. Kein Monat ist unbeständiger als er.

Ich stehe auf dem Balkon und schaue hinaus auf die See. Wo es vor ein paar Tagen noch idyllisch blau strahlte, türmen sich jetzt braune Wogen auf, die mit lautem Getöse brechen und den Strand überfluten. Die Natur lächelt ihr teuflisches Lächeln und ich lächle mit ihr. Ich mag es, wenn sie ihre wilde Seite zeigt. Doch ich mag auch den Frühling und seine Farben.

Schurke hat es sich drinnen längst auf der Couch gemütlich gemacht und träumt. Wovon, weiß nur er. Für einen Moment schaue ich ihm durch das Fenster dabei zu und spüre plötzlich, dass es in mir nach Sonne ruft. Also entziehe ich mich der rauen Faszination hinter der Düne und begebe mich auf eine Reise, von Paris über verschlungene Flüsse und Kanäle bis dorthin, wo die Zikaden zirpen und manchmal der Mistral sein Unwesen treibt. Und als wäre all dies nicht schon wärmend genug, findet die Reise auf einem Schiff statt, das sich „Literarische Apotheke“ nennt. Ein Schiff, umgebaut zu einer Buchhandlung, deren Angebot nicht nach Genres sondern nach Gefühlen geordnet ist. Und deren Buchhändler, Jean Perdu, ein Meister im Lesen der Nöte seiner Kundschaft und im Verordnen der richtigen Medizin ist. An seiner Seite sind Lindgren und Kaffka, zwei Pariser Straßenkatzen, und einige Menschen, die durch Zufall seinen Weg kreuzen und mit der Zeit zu seiner Medizin werden.

Ich lese Nina Georges „Lavendelzimmer“ nun schon zum dritten Mal. Es gehört zu den Büchern, die ich nicht mehr vergessen werde. Es ist wie ein Trostpflaster an stürmischen Tagen, welcher Art auch immer. Nicht, weil es pure Idylle ist, sondern weil es hinter den Sturm geht, durch ihn hindurch. Dorthin, wo wir pur sind, in all unserer Schwäche und all unserer Großartigkeit.

Und weil es mich immer wieder zum Schreiben motiviert. Denn nichts ist so unbedeutend, dass es nicht beschrieben werden sollte. Heute sind es die Sehnsucht nach Sonne und die Gedanken an ein besonderes Buch. Vielleicht hab ich Euch neugierig gemacht und Lust auf ein literarisches Abenteuer. Vielleicht kennt Ihr das Buch auch schon lange. Was mich nicht wundern würde, schließlich wurde es bis heute schon in 36 Sprachen übersetzt. Ihr findet es beim Buchhändler Eures Vertrauens, in den Weites des Internets oder vielleicht sogar in Eurem eigenen Buchregal. 

Viel Spaß in der Sonne!

PS: Diese Empfehlung kommt von Herzen, wurde nicht beauftragt oder bezahlt. 

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